Das Thema Rente ist auch in Thüringen eines der Hauptthemen. Mit dem Vorschlag der SPD "500 € Weihnachtsgeld für Rentnerinnen und Rentner mit Grundrentenzuschlag" ist Thüringen in Deutschland Vorreiter, sich dieser Gruppe anzunehmen. Da bei der Inflationsausgleichsprämie „zwar an Pensionäre und Pensionärinnen gedacht wurde, die Rentnerinnen und Rentner aber vergessen wurden, scheint mir dieser soziale Vorschlag ein besonders wichtiges Signal aus Thüringen.“, so Jörg Neigefindt von der SPD Erfurt in seiner Begrüßung.
Zwei prominente Mitglieder des Thüringischen Landtags – die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Cornelia Klisch und die haushaltspolitische Sprecherin der SPD im Thüringer Landtag, Janine Merz – erläuterten die Details dieses Rentenprogramms in Thüringen, welches die SPD in Thüringen einführen will – bei entsprechenden Mehrheiten im Landtag.
Deshalb passte es "wie die Faust aufs Auge", dass der Bundesvorsitzende der AG SPD 60 plus (Arbeitsgemeinschaft für Seniorinnen und Senioren in der SPD), Lothar Binding in Erfurt zu den Themen Geld, Staatsverschuldung und Rente sprach.
Da neue Vorschläge gern als Wahlkampfgetöse abgetan würden, sei „es gut zu wissen, dass die Umsetzung vieler Vorschläge oft viel mehr eine Frage von Mehrheiten, als eine Frage des Geldes“ sei, so der ehemalige finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Solche Vorschläge seien auch deshalb sehr wichtig, weil sie unmissverständlich zeigten, wie wichtig eine große Rentenreform in Richtung „Erwerbstätigenversicherung“ sei: Alle bezahlen in die gesetzliche Rentenversicherung ein, alle erwerben Rentenansprüche oberhalb des soziokulturellen Rentenniveaus. Ein Baustein zur Überwindung von Altersarmut. Dabei sind faire und auskömmliche Löhne bzw. die entsprechenden Versicherungsbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung die einzige Quelle der Altersversorgung. Auch die private, die betriebliche oder die kapitalgedeckte Altersvorsorge (gefördert oder nicht) speisen sich aus der gleichen Quelle.
Die Wirtschaftskraft in Deutschland, die enorme Produktivitätssteigerung seit 1945, auch die unanständig großen Unterschiede in Einkommen und Vermögen, in Bildungs- und Entwicklungschancen, waren Thema. Binding entzauberte auch den Mythos, Staatsschulden müssten „zurückgezahlt“ werden. Staatsschulden sind Schulden bei sich selbst, bei allen Bürgerinnen und Bürgern und Leuten aus dem Ausland, die ihr Geld gern an Deutschland ausleihen, sogar zu manchmal sehr niedrigen Zinsen, weil Deutschland einen guten Ruf hat und als sicher eingeschätzt wird. Deshalb gehe es um Schuldentragfähigkeit, also darum, dass der Staat stets die Schulden etwa durch Zinsen finanzieren kann. Die Schulden seien also nichts mehr als ein Geldtopf, in den ständig eingezahlt wird und aus dem auch ständig Leute Teile ihres Geldes zurückhaben möchten. Erst mit diesem Liquiditätstopf ist der Staat in der Lage, ein Straßennetz, ein Schienennetz, Universitäten und Schulen zu bauen, denn die Bürger sind quasi ihre eigenen Gläubiger. Deshalb erhalten unsere Enkel auch nicht nur die Staatsschulden, sondern gleichzeitig Papiere, mit denen Sie ihren Teil zurückbekommen – und gleichzeitig eine gute Infrastruktur.
Ein der Ursachen, warum die deutsche Wirtschaft schwächelte, sei die fehlende Nachfrage von privaten Haushalten, bei einer Sparquote von etwa 15 Prozent. Die zweite Ursache sei die schwache öffentlich Nachfrage – eine Folge der dogmatischen Versteifung auf die Schuldenbremse. „Schafft die Schuldenbremse ab, liebt Eure Staatsschulden, achtet aber auf die Schuldentragfähigkeit und hinterlasst künftigen Generationen eine gute Infrastruktur.“, so sein Appell.
Der gegenwärtigen Wirtschaftsschwäche sei leicht zu begegnen. Binding: „Gebt erstens den Rentnerinnen und Rentnern, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen, etwas mehr Geld, die private Nachfrageschwäche – eine der Ursachen für die schwächelnde Wirtschaft – würde überwunden. Nehmt zweitens Geld in die Hand und baut gute Schulen, gute Schienen, preiswerte Wohnungen, gute Pflegeheime, gute Radwege, repariert auch Straßen, die öffentliche Nachfrageschwäche nach Investitionsgütern würde überwunden.“
Die zwei Stunden Vortrag und Diskussion mit Lothar Binding vergingen "wie im Flug" und manches Gespräch wurde noch außerhalb des Veranstaltungsortes, der "Politik-Praxis" von Dr. Cornelia Klisch, sie ist praktizierende Neurologin in Erfurt, fortgesetzt. Alle Anwesenden waren voll des Lobes über diesen interessanten Abend.